Geschichte und Kultur

Waldrach im Wandel der Geschichte


Die Besiedlung des Trierer Landes, die zum Zeitpunkt der Kelten wohl nur sporadisch war, erfuhr mit der Eroberung und Besitznahme durch die Römer einen enormen Aufschwung.

 

Mit Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen entstanden nun auf dem Lande mehr und mehr römische Hofgüter und Villen und damit gleichzeitig auch dörfliche Siedlungen, insbesondere in den Tälern von Mosel, Saar und Ruwer, wo dann zunehmend der Weinbau begann und intensiv betrieben wurde.

 

Der im unteren Ruwertal gelegene Weinort Waldrach, mit einer Gemarkungsgröße von rund 1.200 ha, davon etwa 70 ha Weinberge, kann auf eine fast 2.000 jährige Geschichte zurückblicken.


Reste von römischen Siedlungen wurden im Bereich der Pfarrkirche, der Schleifmühle (Marmorschleifmühle,lt. Ausonius), in 'Zalzick' und in 'St.Liepert' (röm. Hofgut) gefunden.

 

Etwas oberhalb der Schleifmühle war der Einlauf bzw. Anfang der aus dem Wasser der Ruwer gespeisten römischen Wasserleitung, die durch einen geschlossenen Kanalbauführte und die Römerstadt Trier mit Wasser versorgte. Bereits im 6. Jh. war Waldrachim Besitz des Erzbischofs von Trier und wohl auch schon eine Seelsorgestelle oder Pfarrei.

 

In dem Geschichtsbuch Trier im Mittelalter' (von 1996) heißt es auf Seite 33:’..war die bischöfliche Besitzsphäre im 6. Jh. schon beträchtlich.
Waldrach wurde in den ersten Jahrhunderten seelsorglich von dem Stift St. Paulin betreut. Im Jahre 1256 wird der erste Ortspfarrer erwähnt, mit Namen Heinrich. Als jeweils größter Ort im Ruwertal und vorderen Hochwald hatte Waldrach immer eine Mittelpunktfunktion, sowohl seelsorglich als auch verwaltungsmäßig.

 

Die Bischofskirche besaß in unmittelbarer Nähe der großen Vorstadtpfarreien die Orte Zewen, Kordel, Ehrang und Waldrach. Der Ortsname ist in seiner Schreibweise im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert worden.'Valeriacum' wird der Ort in Urkunden Karls  des Großen (802) sowie Ottos des Großen (949) genannt. Wohl abgeleitet von dem Namen 'Valerius', einer der drei ersten Bischöfe in Trier.


Seit der Eckbert Urkunde von 981 in der die Pfarrkirche erstmals erwähnt ist heißt der Ort dann Waltrach (1200=Waltracha, 1212=Waltrache, 1255=Waltrachen, 1323=Waltraco,1411=Valtrich, 1646=Waltrich) und ab 1841 erstmals = Waldrach. (Pfarrer Gerhard Julius schreibt ab 29.07.1841 in den Pfarrbüchern den Ortsnamen mit "d", wohl in der irrigen Annahme, dass der Name von 'Wald.' abzuleiten sei.)

 

Waldrach ist mit Sicherheit zu denältesten Pfarreien des Bistums Trier zu zählen. Der Ort Kasel war bis 1940 Filiale der Pfarrei Waldrach. Aufgrund der Ersterwähnung in der Eckbert Urkunde aus dem Jahre 981: 'Waldrach mit der Kirche', konnte die Pfarrei im Jahre 1981 ihre 1000 Jahrfeier begehen.

 

Bis zur franz. Revolution war Waldrach Sitz des dem Kurfürsten unterstellten Hochgerichts (Zur Aburteilung von Schwerverbrechen), mit den Dörfern Waldrach, Kasel, Eitelsbach, Morscheid, Thomm, Osburg, Riveris, Farschweiler, Bonerath, Schöndorf, Hinzenburg,Gutweiler, Irsch, Hockweiler und Filsch.

 

Außerdem gab es hier ein Grundgericht (f. Eigentumsangelegenheiten), ein Schöffengericht(zur Ahndung der niederen Vergehen) und zeitweilig ein Mittelgericht (zur Klärung von Erb—und Vermögensstreitigkeiten).

 

Neben dem Dorfmeier, den es in jedem Ort gab,war Waldrach auch Sitz des jeweils vom Kurfürsten bestellten Schultheis bzw. des Plegoder Hochgerichtsmeier. Lt. erzbischöflichem Urbar von 1212 hatte der Erzbischof von Trierin Waldrach an Besitz:19 1/2 Mansen (Höfe), einen Pergamenthof (i.d. Schaf und Ziegenhäute zu Pergamentbögenbearbeitet wurden), eine Mühle sowie 15 Weinberge (Pichtere)

 

Außerdem gab es damals einen Herrenhof (wohl in 'St.Liepert', ehem. röm. Hofgut),der aber dem Domkapitel gehörte. Nach einer amtlichen 'Landmaß' aus dem Jahre 1721 gab es im Weinort Waldrach insgesamt379.563 Rebstöcke und im Weinort Kasel (Filiale der Pfarrei Waldrach) insgesamt 357.063Rebstöcke. Die wohl älteste Mühleist die 'Schleifmühle' (Gesteins Schleifmühle aus der Römerzeit), gelegen neben der Riverismündung in die Ruwer. 1783 wurde sie zu einer Getreidemühle umgebaut. Die Gebäude bestehen nicht mehr, nur noch  einige Mauerreste.

 

Die alte Dorfmühle, Getreidemühle (z.Z.Scherfsmühle) ist erstmals 1212 erwähnt; sie dürfte so alt sein wie das Dorf selbst. Die bedeutsamste Mühle ist zweifellos die 'Welschmühle' besteht leider nicht mehr, sie wurde 1951/52 als Wohngebäudewg. Baufälligkeit abgerissen.


Hier war der 1212 erwähnte Pergamenthof des Erzbischofs, im 14. u. 15.Jahrh. dann
Erzmühle (zur Erzbearbeitung des kurfürstlichen 'Bergwerkes' in Verbindung mit der
Schmelzmühle und Schleifmühle), ab 1486 auf 20 Jahre als 'Walkmühle'
(zur Tuch u. Leinenherstellung) verpachtet (lt. Urk. d. Kurfürsten v.24.12.1486) und wohl ab 1506 bis ca. 1639 dann die erste Papiermühle im Kurfürstentum Trier. (s. Jahrbuch der Gemeinde Waldrach 1999/2000) Die 'Schmelzmühle' wurde wohl im 14. Jahrh. von dem damaligen Kurfürsten als Teil des Waldracher Erzbergwerkes erbaut.

 

Hier wurde in einer Bodengrube das in mühevoller Arbeit an verschiedenen Stellen im Ruwertal gegrabene und in der 'Erzmühle' gesäuberte und gewaschene Erz, zusammen mit Holzkohle gefeuert und zu Eisen geschmolzen. Das vom Wasser der Riveris angetriebene Mühlrad hat die Blasebälge mit Luft gefüllt, die wiederum die Feuerung mit dem notwendigen Sauerstoff versorgten um so die hohen Temperaturen zur Erzschmelze zu erreichen.


Die so gewonnen Eisenrohlinge wurden dann in noch warmen Zustand zu der etwa 200 m unterhalb gelegenen 'Schleifmühle' transportiert und dort für die vorgesehenen Zwecke bearbeitet.

 

Die Schmelzmühle wurde wohl im 19.Jahrh. zu einer Getreidemühle umgebaut
und war bis Mitte des 20.Jahrh. in Betrieb. Die 'Lichtenthalsmühle' (Getreidemühle), von Johann Lichtenthal um 1780 am Fuße der 'Naumeter Kupp' (gegenüber der Schleifmühle) erbaut, mußte in den achtziger Jahren des 19. Jahrh. dem Bau der Hochwaldbahn weichen.

 

Die Waldracher Ölmühle, etwa 100 m unterhalb der Dorfmühle (Scherfs Mühle) gelegen, wird erstmals 1709 erwähnt. Im Besitz der Fam. Annen seit 1800, war die Ölmühle bis 1950 in Betrieb. Zum Betrieb des kurfürstl. 'Bergwerkes' in Waldrach wurde eine große Zahl von Arbeitern und Fachleuten benötigt,u.a. Erzgräber, Erzwäscher, Eisenschmelzer, Eisenbearbeiter und Holzköhler.

 

Da es in unserem Bereich solche Handwerker noch nicht gab, mussten die erforderlichen Fachleute aus“Lothringen, Luxemburg, Belgien usw.
angeworben und mit ihren Familien hier in Waldrach angesiedelt werden.

 

Zu diesem Zweck wurde dann 'In Pätsch', am südlichen Rand des Dorfes, in der Nähe der Schmelz und der Schleifmühle eine eigene Siedlung, mit eigenem Friedhof (Rannenkirchhof) und wohl auch Kapelle, angelegt. (Beim Bau des Weinkellers des ehemaligen Weingutes Melzenbach, im Jahre 1919, wurde der Friedhof teilweise freigelegt. Noch heutige Flurbezeichnung: 'Beim Rannenkirchhof'.)

 

Wegen Erschöpfung der zu geringen Erzvorkommen mußte zu Ende des 15.Jahrh. das Bergwerk seinen Betrieb einstellen. Die fremden Arbeitskräfte, mit ihren Familien, die von der einheimischen Bevölkerung wohl nicht akzeptiert wurden, sind dann nach und nach in den Hochwald, zu den in dieser Zeit neu entstandenen Erzbergwerken in Züsch, Damflos, Neuhütten, usw. umgesiedelt.

 

Die Waldracher Siedlung wurde also aufgegeben und ist allmählich verfallen. (Beim Bau der vielen neuen Häuser im Neubaugebiet 'In Pätsch' sind Vielfach noch Mauerreste dieser alten Siedlungshäuser gefunden worden.) Neben dem Erzbergwerk gab es damals hier in Waldrach auch schon den Schieferabbau.

 

In einer Urkunde des Trierer Kurfürsten Johann II. V.Baden (1456 bis 1503), aus dem Jahre 1498, werden die Schmelzmühle und 'Leyenkulen' (Schiefergruben) genannt, die der Kurfürst an den damaligen Dompropst, Bernhard Graf zu Solms, verkaufte.


Übersicht über Einwohnerzahlen von Waldrach: Für das Jahr 1212 wird in der
Pfarrchronik eine Zahl von 200 Personen angegeben, errechnet aus der Zahl der Höfe (Mansen) und der damals üblichen Familiengrößen, mit den Bediensteten.

 

1563 bestand Waldrach aus 53 Feuerstellen (ca. 320 Personen und 1648 (n.d. 30 jähr.Krieg) nur noch 41 Feuerstellen. 1702 waren es schon 69und 1721 bereits 91 Feuerstellen,bzw. Familien. Lt. Visitationsberichte d. Pfarrei Waldrach gab es hier:


1832 = 108 Familien mit 578 Personen,

1853 = 120 Familien mit 699 Personen,
1869 = 133 Familien mit 720 Personen,

1883 = 152 Familien mit 761 Personen,
1889 waren es 718 Einwohner,

1894 waren es 846 Einwohner
1898 waren es 930 Einwohner.

 

Bis zum 2. Weltkrieg (1939) hatte Waldrach 260 Wohnhäuser
mit rd. 1600 Einwohner. Nach dem Kriege, durch die dann einsetzenderege Bautätigkeit, wuchs die Zahl der Einwohner auf 2041 im Jahre 1965 und bis heute auf rd. 2.200.

 

Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in Waldrach sind in dem im Dezember 2016 erschienenen Buch "Gefallene Festungen“ - Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Osburger Hochwald und im Ruwertal – www.gefallene-festungen.de dokumentiert. Für diese Dokumentation haben die Buchautoren Hermann Bonert aus Osburg und Tobias Blasum aus Berlin in nationalen und internationalen Archiven sowie in Schul-, Orts- und Kirchenchroniken recherchiert. Aber auch die Berichte der über 190 Zeitzeugen, schriftlich dokumentierte Lebenserinnerungen, Notizen und Tagebuchaufzeichnungen unter anderen von Bürgern aus Waldrach sowie deutschen und amerikanischen Soldaten haben es ermöglicht, die Geschehnisse der letzten Kriegswochen in Waldrach und den benachbarten Dörfern sehr detailliert zu beschreiben.


 

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